von Stefan Gieltowski
Er könnte mit dem Wasser des nahen Inns getauft sein, denn seine Wiege stand im bayerischen Pocking, kurz nachdem der Fluss das österreichische Braunau hinter sich lässt und er dann bei Passau die große Donau erreicht.
Die Rede ist von Siegbert Reinig, der durch die beruflichen Wanderjahre seiner Eltern das deutsch-österreichische Grenzgebiet bald verlassen musste, ins Fränkische und nach Oberhessen kam und dann seit 1951 seinen Lebensmittelpunkt bis heute bei uns hier in Rüsselsheim fand. Wieder an einem Fluss, „ …am Main“, wie es seit einigen Jahren im amtlichen Zusatz zu unserem Städtenamen heißt, damit wir den Namen des Wasserstroms nie mehr vergessen.
Am 8. August 2022 feiert Siegbert Reinig seinen 80. Geburtstag.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten führen ihn seit dem 1. Januar 1970 in unserer Mitgliederkartei – mithin seit 52 Jahren und das ist nach meiner unmaßgeblichen Auffassung viel zu lange, um sich noch mit Austrittsgedanken aus dieser so wechselhaft agierenden und so wechselhaft erfolgreichen Parteiorganisation zu quälen.
Als Siegbert Anfang der 70-ziger Jahre zunächst im Rüsselsheimer SPD-Ortsbezirk III (Berliner Viertel/Eichgrund) Handzettel verteilte, Plakate klebte und Sommerfeste vorbereitete, führte noch Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg die Verwaltung im Rathaus, der Schulmeister Werner Bechtel die Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung und Jusos wie Eckehard Blume, Gerhard Löffert oder Hans-Jürgen Birkholz sorgten für Mitgliederversammlungen mit Überlänge. Das nahmen die älteren Mitglieder dem Parteinachwuchs zwar krum. Die Wähler störte es offenkundig nicht; sie quittierten SPD-Arbeit in Rüsselsheim damals mit absoluten Mehrheiten. In den 90-ziger Jahren führte Siegbert dann selbst zu unterschiedlichen Anlässen erst den SPD-Ortsverein, später die SPD-Fraktion im Rüsselsheimer Stadtparlament. Und in diese Zeit fiel der Kontakt zwischen der Rüsselsheimer SPD und der SPÖ in Braunau/Österreich, der auf der privaten Ebene über lange Zeit noch anhielt.
Siegbert Reinig ist Zeit seines Lebens vielseitig unterwegs: Seine berufliche Tätigkeit begann er mit der gewerblichen Ausbildung zum Elektrotechniker mit Einsätzen u.a. am Wiesbadener Staatstheater; für den Beruf des Lehrers an drei Schulen in Rüsselsheim studierte er gleich zweimal. In seiner Freizeit trat er TuS und TG als Leichtathlet bei, absolvierte erfolgreich Zehnkämpfe, kickte dann bei den prominenten „FaSoKi`s“ in der Halle und übt sich heute, seitdem das Knie zwickt, nur noch im Skatspielen. Stadtverordneter war Siegbert von 1981 bis 2006 und danach bis 2016 ehrenamtliches Magistratsmitglied. 21 Jahre lang hatte er das Amt des örtlichen Parlamentschefs inne, eine Aufgabe, die ihn gelegentlich forderte, die ihm augenscheinlich Spaß machte und die ihm überparteilichen Respekt eintrug.
Welcher der Aufgaben in dem breiten Spektrum von Beruf, Sport oder Politik nun aber seine größte Leidenschaft galt, konnte man nur feststellen, wenn man mit ihm auf Haushaltsklausurtagungen zog und dann mit ihm und anderen streitbaren Sozialdemokraten sozusagen das kommunale Hochamt zelebrierte.
Sein Interesse an Kommunalpolitik hat er bis heute nicht verloren; dazu werden informierte Zirkel regelmäßig gepflegt. Die Schwerpunkte im Tagesablauf setzen aber heute andere – Ehefrau Anne und ihre Arbeitseinsätze im Garten und zwei Enkeltöchter, wenn sie zu Besuch kommen.