Die SPD Rüsselsheim wünscht dem prominenten Genossen und früheren Oberbürgermeister, Norbert Winterstein, alles Gute zum respektablen runden Geburtstag. Vielen Dank auch an Stefan Gieltowski, der im folgenden an sein Wirken erinnert:
Der Vollblutpolitiker war von 1982 bis 1993 über zwei Wahlzeiten Chef im Rüsselsheimer Rathaus und hatte, bevor er als Nachfolger von Dr. Karl-Heinz Storsberg nach Rüsselsheim kam, bereits ordentlich politische Erfahrungen im Hessischen Landtag und im Amt des Bürgermeisters der Stadt Hattersheim (Main-Taunus-Kreis) gesammelt. Mit seiner Zeit als Oberbürgermeister der Stadt Rüsselsheim sind signifikante Veränderungen im Stadtbild verbunden wie die Rathauserweiterung mit eigenem Plenarsaal für die Stadtverordnetenversammlung, die modernen Bürogebäude im „Eichsfeld“ südlich der Bahn oder „1000 Bäume für Rüsselsheim“, die fortan die innerstädtischen Straßen säumten. Winterstein legte die Grundlagen für das Gewerbegebiet „Blauer See“ in Königstädten und gab den Startschuss für das Wohngebiet „Weinfass“ in Bauschheim. An der nicht kalkulierbaren Flächenentwicklung des Opel-Altwerk-Areals biss er sich hingegen genauso die Zähne aus wie drei Nachfolger im OB-Amt.
Seine Ziele verfolgte der Oberbürgermeister mit einer gewissen Beharrlichkeit auch gegen latente örtliche Widerstände. Den Umzug der Stadtverordnetenversammlung aus einer dunklen Schulaula in den Plenarsaal der Rathauserweiterung verteidigte er mit der These, „Demokratie braucht einen anständigen Versammlungsraum“. Und eine Leserbrief-Polemik „Bäume gehören in den Wald und nicht in die Stadt“ beantwortete Winterstein eher mit einer Ausdehnung des Straßenbegleitgrüns.
Norbert Winterstein war ein aufmerksamer Gastgeber für die Besucher aus Rüsselsheims Partnerstädten Evreux, Rugby, Varkaus und Kecskemét. Natürlich vergewisserte man sich der weiteren Verständigung in einem friedlichen Europa und dem Ausbau der Partnerschaften. Aber solche Treffen waren meist auch Begegnungen zwischen Amtsträgern, die längst persönliche Bindungen untereinander aufgebaut hatten. Das galt auch für den jungen unabhängigen Bürgermeister Josef Merasch aus dem ungarischen Kecskemet, der die damals neue Städteverbindung repräsentierte.
Die Verbindung zur ungarischen Partnerstadt Kecskemét geht auch auf die Initiative von Norbert Winterstein zurück. Als stille Reminiszenz an die Rolle Ungarns bei der deutschen Wiedervereinigung und sicherlich auch in Erinnerung an die Berührung Norbert Wintersteins mit Ungarn aus den Zeiten seiner Kindheit.
Folgt man einem alten Handbuch über ehemalige hessische Landtagsabgeordnete, dann erblickte Norbert Winterstein am 12.12.1931 in der Ortschaft „Altsivac (Jugoslawien)“ das Licht der Welt. Auch für seinen Vater Ladislaus Winterstein, der gleichfalls Landtagsabgeordneter war, wird für das Jahr 1905 zwar der gleiche Geburtsort allerdings mit der Schreibweise „Altsiwatz“ und dem Zusatz „Ungarn“ genannt. Die geopolitischen Verschiebungen im Grenzgebiet zwischen Ungarn und Serbien waren innerhalb einer Generation fließend. Als Norbert Winterstein nach dem Ende seiner Rüsselsheimer Amtszeit an der Seite des ehemaligen Bremer Bürgermeisters Hans Koschnick 1994 für einige Jahre in Mostar (Bosnien-Herzegowina) für die EU-Administration in ein Wiederaufbauprojekt für das gerade befriedete Ex-Jugoslawien eingebunden war, waren Vorerfahrungen aus seiner alten Heimat nicht von Nachteil.
Bis zum heutigen Tag ist Norbert Winterstein ein gut informierter und leidenschaftlicher Beobachter der kommunalpolitischen Szene in Rüsselsheim geblieben. Wer ihn im Kreis des „Wirtschaftsrates“ einmal in der Woche in Bauschheim erlebt, – dort, wo er mit seiner Frau Veronika zu Hause ist, erfährt, dass ihm aus dem Rüsselsheimer Stadtgeschehen kaum etwas entgeht, was ein Lob wert ist oder seine Kritik herausfordert.